Charakterisierung Effi Briest
Effi ist emotional und sehnt sich nach Zärtlichkeit und Zuneigung. Materielle Güter haben für sie einen Stellenwert - das sagt sie zumindest gegenüber ihrer Mutter - aber nicht einen so großen. Sie ist abenteuerlustig und geht durchaus auch Risiken ein, weshalb das verschlafene Kessin auf sie besonders negativ wirkt. Sie kann Dinge für sich behalten, tut dies auch im Falle ihrer Beziehung zu Crampas, fühlt sich dafür aber durchaus auch schuldig. Effi Briest hat Schwierigkeiten damit, "Nein" zu sagen und fügt sich stattdessen lieber. Wenn, dann verstößt sie klammheimlich gegen ihr auferlegte Regeln. Sie ist extrovertiert und braucht die Nähe anderer Menschen. Außerhalb dieser Nähe, wenn sie isoliert wird, fühlt sie sich schlecht und wird schnell krank, wobei die Krankheit aber durch psychische und nicht physische Probleme hervorgerufen wird. Jede Zurückweisung lässt sie innerlich etwas mehr sterben.
Sie tendiert außerdem zu Träumereien und zur Melancholie.
Geert von Innstetten
Innstetten ist in großen Teilen das Gegenteil von Effi. Er ist eher bürokratisch und rational, nicht so emotional wie Effi. Ihm fällt es schwer, Zärtlichkeiten zu verteilen oder Zuneigung zu zeigen. Er hat eine eher konservative Grundhaltung und ist überaus Ehrgeizig. Dabei entspringt der Ehrgeiz wohl nicht zuletzt daraus, dass er einst von Effis Mutter aufgrund seiner damals sozial geringen Stellung zurückgewiesen wurde. Diese liebte er nämlich zu diesem Zeitpunkt - ein Gefühl, das auf Gegenseitigkeit basierte. Innstetten folgt allgemeinen gesellschaftlichen Traditionen bedingungslos, selbst dann, wenn er diese als falsch einschätzt. So führt er das Duell gegen Major Crampas vor allem durch, weil es gesellschaftlich vorgeschrieben ist, und weniger, weil er es selbst als sinnvoll erachtet.
Erst gegen Ende des Romans bereut er diese Entscheidung und kommt nimmt an, dass es vermutlich besser gewesen wäre, gegen die gesellschaftlichen Regeln zu verstoßen als Effi zurückzuweisen.
Effis Mutter
Effis Mutter ähnelt vom Charakter her stark Innstetten. Nicht umsonst waren diese einst verliebt ineinander. Doch Effis Mutter weiste ihn zurück, da dieser keine hohe Stellung inne hatte. Sie ist eher materialistisch eingestellt und geradezu hyperehrgeizig. So verheiratet sie Effi nur mit Innstetten, damit ihr Kind einmal eine noch höhere gesellschaftliche Stellung haben wird als sie selbst. Liebe spielt für sie keine Rolle. Sie handelt auf Basis von rationalen Entscheidungen. Nur ab und an bezieht sie Effis Emotionalität in ihre Überlegungen mit ein, vor allem dann, wenn sie mit Effis Vater alleine im Garten sitzt.
Effi Briests Mutter ist nicht zuletzt eine der Hauptverantwortlichen für die tragische Entwicklung. Sie ist es, die die unglückliche Beziehung zwischen Effi und Innstetten einfädelt und sie ist es auch, die nach Bekanntwerden der Affäre am vehementesten dafür kämpft, Effi zu verstoßen. So wollte alles für ihr Kind und hat am Ende nichts bekommen, da sie nicht verstanden oder gar völlig ignoriert hat, dass Effi etwas anderes unter "alles" versteht als sie (sie: materielles und Ruhm, Effi: Liebe, Zärtlichkeit, Freundschaft).
Effis Vater Charakterisierung
Über Effis Vater wird nicht allzu viel bekannt. Effis Mutter hat ihn vor allem aufgrund seiner Stellung und seines damit verbundenen Vermögens geheiratet. Durch den Roman hindurch bringt er offenbar größeres Verständnis für Effis Charakter auf als ihre Mutter. So zweifelt er daran, dass Effi Innstetten wirklich liebt und bemängelt auch, dass dieser ihr nicht genügend Zuneigung entgegenbringt. Er zweifelt auch schon früh an der Entscheidung, Effi nach Bekanntwerden der Affäre zu verstoßen und hält dies für nicht sinnvoll. Seine Frau (Effis Mutter) setzt sich aber durch. Er hat also vermutlich nicht das größte Durchsetzungsvermögen.
Johanna
Johanna ist zu Anfang Effis Bedienstete. Erst nach Auftreten Roswithas schwächt sich ihre Position in dieser Hinsicht ab. Johanna hat offenbar einen teilweise vergleichbaren Charakter zu Innstetten. Auch sie ist der Ansicht, dass das Duell zwischen Innstetten und Crampas sinnvoll ist. Mehr noch als Innstetten selbst glaubt sie dies aber auch offenbar auch selbst - und ist nicht nur der Meinung, weil so die gesellschaftliche Tradition ist. Gerade während der Zeit in Berlin fällt immer wieder auf, dass sich Johanna offenbar danach sehnt, eine Adlige zu sein mit allen dazugehörigen Privilegien und Verpflichtungen. Mitunter führt sie sich auch so auf, als wäre sie es bereits und gerade gegenüber der eher einfachen Roswitha zeigt sie eine fast hochnäsige Art. Es ist daher auch anzunehmen, dass nicht zuletzt sie es ist, die Annie - Effis Kind - später einredet, dass ihre Mutter (also Effi) kein guter Mensch sei und sich Annie daher so abweisend beim Treffen verhält (Johanna kommt mit Annie mit, weigert sich aber ins Haus von Effi zu kommen).
Roswitha wirft ihr an einer Stelle vor, in Innstetten verliebt zu sein. In der Tat wirkt ihr Verhalten an einigen Stellen so, als würden ihre Gefühle in diese Richtung gehen. Dementsprechend wäre sie dann auch durch das Bekanntwerden der Affäre eine lästige Konkurrentin (Effi) losgeworden. Mit Sicherheit kann man es aber nicht sagen.
Roswitha Merkmale
Roswitha ist eine gutherzige Frau, die stets treu an Effis Seite bleibt. Sie kommt aus einer ungebildeten Familie und schert sich kaum um irgendwelche sozialen Regeln, sondern hört stattdessen lieber auf ihr Herz. Und das sagt ihr, dass Effi ein guter Mensch ist.
Probleme mit dieser Einstellung hatte sie vor allem als Jugendliche. So bekam sie ein uneheliches Kind, welches die Eltern, als sie davon erfuhren, (vermutlich) töteten. Roswitha wurde durch Schläge und durch verbale Attacken bestraft. Vermutlich kann sie nicht zuletzt daher nachvollziehen, wie sich Effi fühlt, da diese auch weniger aus emotionalen als aus gesellschaftlichen Gründen - die nur bedingt nachvollziehbar sind - ausgegrenzt wird.
Alonzo Gieshübler
Alonzo ist ein toleranter Mensch, der von anderen erst einmal das beste denkt. Er und Effi verstehen sich auf Anhieb und sind - solange Effi in Kessin ist - dauerhaft befreundet. Im Gegensatz zu den anderen Personen im Dorf weist er sie nicht ab, sondern bemüht sich darum, auf sie sympathisch zu wirken. Vermutlich hat er einen vergleichbaren Charakter zu Effi, was sich unter anderem durch die Einladung von Mariette Trippelli zum Abendessen zeigt. Die anderen, konservativen Adligen der Stadt hätten die rebellische und unabhängige Frau wohl kaum an ihren Tisch gelassen.
Charakteristika von Major Crampas
Der Major ist - trotz seines Alters von zu Anfang 45 - ein Frauenheld. Er weiß genau, wie er vorgehen muss, um das Herz einer Frau zu gewinnen und wendet dieses Wissen bei Effi an. Dabei geht er überaus geduldig und überlegt vor.
Major Crampas ist zum einen ein rauer Kerl - häufig tritt er in Szenen auf, in denen Effi in der Nähe des Meeres ist oder in denen das Wetter eher schlecht ist. Er meint, er wolle einmal einen ehrenhaften Soldatentod sterben. Zum anderen kann er aber auch zartbesaitet und emotional sein. Er ist selbst dichterisch tätig und kennt sich in Liebesgedichten und Liebesgeschichten aus. Der Major ist es, der Effi die Zärtlichkeit gibt, nach der sie sich sehnt. Wie sie ist auch er abenteuerlustig und verstößt auch mal gegen Gesetze. Innstetten bezeichnet ihn daher als disziplinlos und nicht vertrauenswürdig.
Er wehrt sich nicht gegen das Duell sobald die Affäre zwischen ihm und Effi herauskommt. Dennoch zweifelt er ganz offensichtlich an dessen Sinn und fragt Innstetten direkt vor seinem Tod, ob dieser wirklich alles nur für dieses Duell aufgeben will (wobei er diesen Satz vor seinem Tod nicht mehr zu Ende bringen kann und man daher nur vermuten kann, dass er das gemeint hat).
Doktor Rummschüttel
Der Doktor ist neben Roswitha die einzige Person, die immer zu Effi hält. Er schätzt es zwar als falsch ein, was Effi getan hat, betrachtet es aber offenbar mehr als einen kleinen Kavaliersdelikt. Nach eigener Aussage habe er schon wesentlich schlimmeres in seinem Leben gesehen und gehört. Er ist es, der sich bei Effis Eltern dafür einsetzt, dass diese nicht mehr zu Hause abgewiesen wird und somit wieder soziale Kontakte hat.
Auch beim ersten Treffen zeigt er sich schon freundlich gegenüber Effi. Obwohl Doktor Rummschüttel erkennt, dass Effi nicht krank ist, deckt er sie und diagnostiziert eine Krankheit. Er tut dies, weil er glaubt, dass Effi dafür gute Gründe hat und vertraut ihr. Damit gewährt er Effi aktive Entscheidungsgewalt über ihr eigenes Leben - etwas, womit sich andere schwer tun.
Sidonie von Grasenabb
Sidonie ist eine Adlige in Kessin. Von Anfang an ist sie die Feindin von Effi im Dorf. Bei jeder noch so kleinen Gelegenheit kritisiert sie Effi und zieht vor allem über ihre schlechte Erziehung und Effis Unredlichkeit (die sie angeblich genau spüre) her. Diese Attacken bleiben aber nicht nur auf Effi beschränkt, sondern schließen zum Beispiel auch die Töchter des Oberförsters ein, die sie als Flittchen bezeichnet. Sidonie ist offenbar stockkonservativ und wirkt aufgeblasen, arrogant und hochnäsig.
Rollo
Rollo ist der Hund von Innstetten. Effi freundet sich sofort mit ihm an und er wird ihr treuer Begleiter. Auch am Ende des Romans, wenn Effi bereits von fast allen verstoßen wurde, freut er sich noch immer sie zu sehen und nach ihrem Tod trauert er an ihrem Grab. Als Tier versteht Rollo nichts von sozialen Regeln und kann daher ähnlich handeln wie es Roswitha tut - allein auf Basis seines Herzens.
Vetter Dagobert Briest
Dagobert ist Effis Vetter und wohnt in Berlin. Effi besucht ihn (unter anderem) einmal nach ihrer Verlobung mit ihrer Mutter. Er und Effi verstehen sich beide prächtig und sie haben einige schöne Tage. Später äußert er einmal gegenüber Innstetten, dass dieser ihm Effi weggenommen habe. Offensichtlich hätte er sie gerne geheiratet. Bedenkt man die Entwicklung der Beziehung zwischen Effi und Innstetten und betrachtet man, wie gut sich Effi und Dagobert verstanden haben, dann muss man wohl vermuten, dass diese Beziehung wesentlich erfolgreicher und passender für Effi gewesen wäre. Allerdings hätte dies gegen die ehrgeizigen Pläne ihrer Mutter gesprochen.
Hertha Jahnke, Bertha Jahnke, Hulda Niemeyer, Herr Jahnke, Pfarrer Niemeyer
Die ersten drei (Hertha, Bertha, Hulda) sind Effis Freundinnen zu Anfang. Herr Jahnke und Pfarrer Niemeyer sind deren Väter. Zu ihren Freundinnen reist der Kontakt später ab, aber mit Herrn Jahnke und Pfarrer Niemeyer versteht sie sich auch nach ihrer Rückkehr nach Hohen-Cremmen noch gut. Pfarrer Niemeyer ist überzeugt davon, dass Effi ein guter Mensch ist und glaubt, dass sie nach ihrem Tod in den Himmel kommen wird (das sagt er nach Bekanntwerden der Affäre).
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